
Wir alle kennen die Auswirkungen von Elektrosmog: Heiße Ohren oder Kopfschmerzen nach längeren Telefonaten ... Häufig machen wir uns darüber keine Gedanken, was da tatsächlich alles um uns herum strahlt.
Elektrosensible Menschen spüren Elektrosmog sehr deutlich – Wohlbefinden ist für sie inzwischen oft nur noch an sehr seltenen gewordenen strahlungsfreien Orten und unter hohem Aufwand möglich. Auch die Natur reagiert auf elektrische Strahlung. Das ist spätestens seit dem Waldsterben in den 1980-er Jahren bekannt. Denn das Absterben der Nadelbäume im Bayerischen- und Thüringer Wald wurde nach wissenschaftlichen Erkenntnissen durch die damaligen Radio- & Fernsehsendemasten stark begünstigt. Die Nadelbäume wirkten wie Antennen und starben vor allem in Senderichtung der Masten ab.
Aber in welcher Art und Weise und in welcher Intensität wirkt Elektrosmog auf unseren menschlichen Körper und Geist? Darüber streiten sich Politiker*innen, Lobbyisten aller Seiten, Wissenschaftler*innen, je nach zugehörigem Lager. Ein diffuses Für und Wider, viel Pauschalisierung und Verwechslung, und natürlich ist das ganze sehr emotional aufgeladen. So gesehen beschäftigt also Elektrosmog auf jeden Fall unsere Gemüter. Dies umso mehr, je mehr wir die Datenübertragungstechnik für uns selber nutzen und je weiterentwickelter die Hochfrequenztechnik ist.
Gerade stehen wir vor der Einführung von 5G, der neuen Hochfrequenztechnologie zur Übertragung von Mobilfunk und mobilen Daten. Es ist ungewiss, ob diese Technik noch viel feinteiliger in unseren Städten und Wohnsiedlungen verteilt wird und noch tiefer in unsere Wohnungen eindringen wird.
Elektrische Wechselfelder (Niederfrequenz)
Eine für uns fast unbewusste Quelle von Elektrosmog sind elektrische Wechselfelder, ausgehend von allen Kabeln und elektrischen Installationen und Geräten, die eine Spannung aufweisen. Und davon haben wir in unserem Haushalt mehr als genug. Aber wie funktioniert das?
Segen und Fluch von Strom und Spannung ist unser Planet Erde: Die Atome, aus denen unsere gesamte Materie besteht, sind elektrisch geladen. Sie beinhalten die im Atomkern festsitzenden positiven Protonen und die in der Atomhülle leichter beweglichen negativen Elektronen. Auf diesen Ladungen beruht die Übertragung von elektrischer Energie, auf den Bewegungen und Strömungen der Elektronen in gut leitfähigen Materialien wie z.B. Kupfer. Zwischen zwei elektrisch unterschiedlich geladenen Polen entsteht eine Spannung. Beim Wechselstrom, wie wir ihn in unserem Haushalt haben, bewegen sich die Elektronen (aufgrund der unterschiedlichen Elektronenmengen an den zwei Polen) in einem Leiter in einer bestimmten Frequenz immer zwischen zwei Polen hin und her (beim Gleichstrom bewegen sich die Elektronen immer in eine Richtung, von einem Pol zum anderen). Auf diese Art und Weise wird elektrische Energie transportiert. Wechselstrom wird in Generatoren erzeugt, seine Frequenz ist 50 Hz, was auch ungefähr unserer Herzfrequenz entspricht. Die Frequenz bei der Bahn ist 16²/₃ Hz, in Induktionsherden, Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren z.B. werden bis 10000 Hz und höher gebraucht.
Eine Nachttischlampe emittiert elektrische Felder, auch wenn sie nicht eingeschaltet ist
Das bedeutet, dass elektrische Geräte schon elektrische Wechselfelder emittieren, sobald sie an eine Steckdose gesteckt sind (weil eine Spannung anliegt), sie müssen nicht eingeschaltet sein. Fließt Strom, kommen zusätzlich magnetische Wechselfelder hinzu. Wie bei einer Warmwasserleitung. Ist der Wasserhahn ausgeschaltet, liegt das warme Wasser in der Leitung, es strahlt Wärme ab. Dreht man den Wasserhahn auf, fließt das Wasser.
Und nicht nur die Geräte erzeugen Wechselfelder, sondern auch die Zuleitungskabel zu Steckdosen, Schaltern, Verteilern in den Wänden, Decken und Fußböden. Heutzutage sind sie unterputz verbaut, und häufig weiß man gar nicht, wo sie eigentlich entlang führen.
Kann man die Felder messen?
Baubiologischen Messtechnikern stehen verschiedene elektronische Messgeräte zur Verfügung, um Intensitäten von elektrischen Wechselfeldern zu messen und deren Quelle aufzuspüren. Das fängt bei einfachen Voltmetern (Multimetern) an und reicht bis zu komplexen mehrdimensional messenden Geräten mit Niederfrequenz-Spektrumanalyse. Unter Berücksichtigung aller Fehlerquellen und Ungenauigkeiten lässt sich feststellen, ob ein Feld unauffällig, schwach auffällig, stark auffällig oder extrem auffällig ist, und auch die Quelle lässt sich identifizieren.
Wie wirken elektrische Wechselfelder auf uns Menschen?
Je höher Frequenzen sind, desto kritischer sind sie biologisch – darüber herrscht in der Wissenschaft Konsens. Die Feldlinien der elektrischen Wechselfelder suchen immer den Weg von ihrer Quelle zur Erde, zu ihrem Gegenpol. Der Mensch zieht diese Feldlinien an, da der menschliche Körper sehr gut leitfähig ist (er besteht vorwiegend aus Wasser und vielen anderen elektrisch-leitfähigen Substanzen) und für die Feldlinien wie eine Antenne wirkt.
Daraus resultiert eine messbare Körperspannung. In extremen Exponierungen ( z.B. auf einem Krankenhausbett, das mit elektrischem Motor ausgestattet ist) kann man diese Spannung einfach mit einem Prüfschraubenzieher am Körper messen. Aber auch massive Baumaterialien, feuchte Wände, Installationsrohre oder Stahlfederkern-Matratzen sind gute Leiter, die die Feldlinien anziehen.
Unsere Körperzellen und Nervenzellen kommunizieren untereinander. Sie tun dies mit kleinsten elektrischen Spannungen, die in einem Frequenzbereich von ca. 10 – 1000 Hz liegen. Elektrosmog beeinflusst diese Kommunikation. Vereinfacht gesagt: die elektrischen Wechselfelder unserer gebauten Umwelt treten in eine Wechselwirkung mit unseren Zellen und können diese "stören".
Beeinträchtigen elektrische Wechselfelder unsere Gesundheit?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Jeder Mensch ist individuell und reagiert anders. Da Niederfrequenzen der Stromversorgung unseren körpereigenen bioelektrischen Funktionen aber recht ähnlich sind, können sie störend wirken. Der eine nimmt eine solche Störung wahr und reagiert darauf, die andere nicht.
Wissenschaftlich fundierte Studien gibt es über das Thema recht wenig. In den vorhandenen Studien werden elektrische Wechselfelder in Zusammenhang mit Leukämie, Haut- und Lymphdrüsenkrebs gebracht, mit einem erhöhten Risiko an Kinderleukämie und Krebs. Außerdem können Kopfschmerzen, Vitalitätsverlust, Depressionen in Verbindung mit elektrischen Wechselfeldern gebracht werden. Schon 2008 resümierte das damalige Bundesamt für Strahlenschutz, dass Elektrofelder für die Reduzierung des Hormons Melatonin verantwortlich gemacht werden können und damit die Förderung von Brustkrebs. Eine andere Studie belegt den Einfluss von schon sehr schwachen niederfrequenten elektrischen Wechselfeldern auf das menschliche Nervenverhalten.
Völlig unerforscht sind der Einfluss elektrischer Wechselfelder auf moderne Erscheinungen wie Konzentrationsstörungen bei Kindern und Jugendlichen, ADHS, Essstörungen, permanente Müdigkeit, Lethargie, Lustlosigkeit, Tinnitus und viele andere psychische Auffälligkeiten.
Einfache, aber wirksame Maßnahmen
- Im Schlafzimmer nachts Nachttischlampen, Fernsehgeräte, Aufladekabel etc. aus der Steckdose ziehen
- Vor allem bei Kindern und Jugendlichen: Kabeltrommeln, Verteiler, Transformatoren von Spielgeräten, Tabletts, Konsolen etc. oder was sich noch so unter dem Bett ansammelt aus dem Stecker ziehen. Oder noch besser in eine andere Ecke des Zimmers deponieren.
- Das Bett so stellen, dass nicht hinter dem Kopfkissen gleich die Steckdosen sind.
- Wenn Verteiler mit Mehrfachsteckern benutzt werden: Unbedingt Dreipolige mit Erdung und Kontrollleuchte verwenden, zusätzlich kontrollieren, dass sie zweipolig geschaltet sind. Nachts ebenfalls ausschalten!
- Aquarien, Terrarien und andere Dauerstromverbraucher in möglichst großem Abstand zum Bett positionieren.
- Tischlampen, Stehlampen, Computer, Drucker, Toaster, Mixer, etc. haben oft nur zweipolige Stecker. Diese sollten umgebaut und mit einer Erdung (dritter Pol) versehen werden, damit elektrische Wechselfelder abgeleitet werden. Ungeerdete Geräte können auch nachträglich geerdet werden.
- Bei Kabelschaltern in Nachttisch- und anderen Lampen ist es entscheidend, ob der Schalter die Phase oder den Neutralleiter schaltet. Dies kann mit einem Phasenprüfer getestet werden. Wird nämlich nur der Neutralleiter geschaltet, gibt es trotzdem elektrische Wechselfelder.
- Netzfreischalter: Kleine Schaltgeräte, die im Verteilerkasten eingebaut werden und mit denen sich automatisch einzelne Stromkreisläufe abschalten lassen, z. B. Schlafzimmer, Kinderzimmer etc. Sobald kein Verbraucher mehr Strom anfordert, schalten sie den entsprechenden Stromkreis ab. Erst wenn wieder Strom gebraucht wird, schalten die Netzfreischalter automatisch wieder an. Netzfreischalter müssen vom Elektriker eingebaut werden!
- Sollten elektrische Fußboden- /Wand- oder Deckenheizungen in Ihrem Wohnumfeld installiert sein, empfiehlt sich eine professionelle Messung auf elektrische Felder.
Bauliche Maßnahmen
Elektrische Wechselfelder können relativ gut abgeschirmt werden. Wer die bauliche Möglichkeit hat, kann geschirmte Kabel und Steckdosen verwenden. Auch komplett geschirmte Lampen sind auf dem Markt. Um sich vor elektrischen Feldern von Nachbarwohnungen, Einflüssen von außen (Hochspannungsleitungen) etc. zu schützen, gibt es Abschirmfarben, Abschirmtapeten, Abschirmnetze für Fenster oder das komplette Dach. Auch Baldachine aus abschirmendem Material für das Bett sind erhältlich. All diese Materialien müssen fachgerecht angebracht werden, da sie oft eine Erdung benötigen. Hier ist die Zusammenarbeit mit einem Elektriker wichtig, der sich auf solche Maßnahmen versteht.
Die konkreteste Maßnahme ist Achtsamkeit
Traue deiner Intuition:
- Probiere aus und hinterfrage, ob eine Espresso-Maschine, eine Mikrowelle, 2 Fernseher, 4 Laptops ... wirklich notwendig sind.
- Nimm für eine Woche konsequent alle eingesteckten Geräte im Schlafzimmer aus den Steckdosen und teste einmal, ob sich dein Schlafverhalten ändert (vor allem bei Kindern gut zu beobachten)
- schalte PCs nachts ganz aus und setze Smartphones zumindest auf Flugmodus.
- Achte auf deinen Stromverbrauch: Schalte z.B. Lampen aus, wenn du den Raum verlässt u.s.w. - und grundsätzlich: je weniger elektrische Quellen es in deiner Wohnung gibt, desto besser